Mouches volantes als Inspirationsquelle für Carlos Castaneda? - Einführung
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Geschrieben von Floco Tausin am 04. Februar 2006 11:40:39:
Kokons und Fasern – Leuchtkugeln und Leuchtfäden
Mouches volantes als Inspirationsquelle für Carlos Castaneda?Das Buch „Mouches Volantes“ wird immer wieder mit dem Werk des amerikanischen Ethnologen und Kultschriftstellers Carlos Castaneda verglichen. In diesem Artikel möchte ich einige markante Unterschiede zwischen der Lehre des Don Juan sowie des Nestor erläutern. Ausgangspunkt ist die Wahrnehmung und Interpretation der subjektiven visuellen Phänomene, wie sie bei Castaneda und in „Mouches Volantes“ beschrieben werden. Entsprechende Hinweise in Castanedas Büchern nähren die Vermutung, dass seine fantastischen Berichte über nicht-alltägliche Bewusstseinszustände durch die Wahrnehmung des Phänomens der Mouches volantes inspiriert ist.
Der Ethnologe und Kultschriftsteller Carlos Castaneda hat massgeblich zum Aufkommen eines westlich geprägten Schamanismus im Rahmen des New Age und der Esoterik beigetragen. Mehr als zehn Bücher hat CC seit den 1960er Jahren bis zu seinem Tod im April 1998 veröffentlicht, es seien allesamt ethnologisch relevante Sammlungen von tatsächlich stattgefundenen Gesprächen und Erlebnissen mit dem mexikanischen Yaqui-Indianer und Schamanen Don Juan Matus sowie mit dessen Gefährten. Zwar ist die Authentizität von CCs Büchern nicht nur in der Ethnologie stark umstritten; doch eine weltweite Gesamtauflage in Millionenhöhe zeugt davon, dass CCs gesellschafts- und vernunftkritische Ideen Balsam für eine ganze Generation war, die ihre Ablehnung der bürgerlichen Politik und Ideologie nicht verhehlte; Balsam waren und sind die Bücher von CC auch für die darauf folgende Generation, deren spiritueller Weg nach innen kaum noch von religiösen Institutionen inspiriert ist, und die sich dankbar die faszinierende Gegenwelt der Zauberer zu eigen macht – eine alternative Wirklichkeitsbeschreibung, basierend auf den Erfahrungen erweiterter Bewusstseinszustände, untermauert durch die Authentizität eines indianischen Schamanismus und mitgeteilt in einem flotten dialogischen Schreibstil.
Aufgrund meinen Erfahrungen mit subjektiven visuellen Phänomenen, interessiere ich mich in diesem Artikel für die Objekte des Sehens in den Büchern von CC. Konkret wird die Frage aufgeworfen, ob die durch den Vorgang des „Sehens“ zentralen Beobachtungen von geometrischen Formen und Objekten sowie den darauf basierenden Konzeptionen durch die Wahrnehmung von Mouches volantes inspiriert sind. Gemäss eigenen Erlebnissen sowie den Angaben des im Schweizer Emmental lebenden Sehers Nestor verstehe ich das in der Augenheilkunde bekannte entoptische Phänomen der Mouches volantes als „Bewusstseinsstruktur“, die sich durch den Prozess der Bewusstseinsentwicklung, also die gezielte und wiederholte Erweiterung des Bewusstseins zusammen mit begleitenden körperlichen und psychischen Übungen, stärker ausbildet und zu leuchten beginnt. Ich bin davon überzeugt, dass diese Bewusstseinsstruktur im Gegensatz zu den kulturell und individualpsychologisch bedingten Träumen eine universelle Wahrnehmung ist und teilweise auch in der schamanischen Praxis erzeugt wird.
Meine These ist entsprechend, dass CC den Punkten und Fäden der Mouches volantes in seinen erweiterten Bewusstseinszuständen begegnet sein muss. Ich gehe also davon aus, dass CCs Erfahrungsberichte auf tatsächlich erlebten gesteigerten Bewusstseinszuständen, teilweise hervorgerufen durch die Einnahme von halluzinogenen Pflanzen, basieren, dass er aber gemäss guter Tradition schriftstellerischer und künstlerischer Freiheit diese Erfahrungen ausgeschmückt und in einen mehr oder weniger fiktiven Kontext seiner Lehrzeit bei Don Juan gesetzt hat. Was in seinen Büchern Fakt ist und was Fiktion, ist mir hier nicht möglich im Detail zu erörtern. Entsprechend kann die Ausgangsfrage auch nicht mit Gewissheit beantwortet werden. Doch CCs Erlebnisberichte vor dem Hintergrund der Wahrnehmung von Mouches volantes zu begreifen, kann ein neues und realistischeres Verständnis seiner Leistung im Rahmen der Bewusstseinsentwicklung bringen.
In meinen Ausführungen stütze ich mich zum grössten Teil auf die deutsche Ausgabe der ersten sieben Bücher von CC (Die Lehren des Don Juan; Eine andere Wirklichkeit; Die Reise nach Ixtlan; Der Ring der Kraft; Der zweite Ring der Kraft; Die Kunst des Pirschens; Das Feuer von innen); die restlichen Bücher sind grösstenteils Rekapitulationen und theoretische Erweiterungen des bestehenden Systems.
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